Millerntor-Ausstellung: zwischen Schutt und High-Tech

Über 50 Ehrenamtliche und Profis arbeiten auf allen Ebenen an der großen Millerntor-Ausstellung in der Gegengerade. Am 25. Juni um 18 Uhr öffnet sie ihre Türen mit einer öffentlichen Vernissage und läuft bis Ende August. Ein Blick hinter die Kulissen der Vorbereitungen.
Die zeitweilig auch als „Goliathwache“ bezeichnete Fläche rechts von den Fanräumen verwandelt sich immer schneller: Wo vor kurzem noch weite, glatte Betonböden zu Bürostuhlrennen einzuladen schienen, markieren nun Stahltraversen und Stellwände die Raumaufteilung der aufwändigen temporären Ausstellung (26. Juli bis 30. August, täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr).

Technik-Racks für Akustiktests, Plattformen, Materialkartons, Akkuschrauber: Wer durch die Fläche geht, ahnt, das hier etwas Großes entsteht. Und wird neugierig auf das, was kommt, etwa wenn in einer Ecke große Bottiche mit Steinen, Hölzern und Erde auf ihre Verarbeitung warten.

„Alle Materialien sind sehr sorgfältig ausgewählt“, so Carsten Heppke, Geschäfstführer und Kreativdirektor der Hamburger Firma bontempo – temporäre architektur, die als Partner und Hauptsponsor von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. die Gestaltung und den Bau der Ausstellung realisiert. „Den Aufbau des Stadions nach seiner Zerstörung 1945 zeigen wir mit echtem Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg“, der Substanz also, die den (leider verlorenen) Originalsteinen des Millerntor-Vorgängers am nächsten kommt.
Heppke selbst, St. Pauli-Fan seit 1986 und 1910 e.V.-Mitglied seit den Vorbereitungen fürs „Fußball und Liebe„-Festival 2013, begleitet den Planungsprozess bereits seit über neun Monaten.

Allein bei bontempo arbeitet ein 15-köpfiges Team an der Ausstellung – zum Teil beim Aufbau in der Gegengerade, zum Teil in der Gestaltung und Produktion auf dem bontempo-Gelände in Hamburg-Niendorf.
„Dass bontempo so viele Kompetenzen an einem Standort vereint, ist für uns ideal“, so Christoph Nagel, 1910 e.V.-Vorstand und Mitglied der Kuratoriumsleitung. „Die Wege sind dadurch sehr kurz und wir haben extrem viele Möglichkeiten. Die wir auch nutzen, denn zu den erklärten Zielen dieser ersten großen Ausstellung von 1910 e.V. zählt die Erprobung der verschiedensten Darstellungs- und Vermittlungsformen. Dreidimensional, multimedial und alle Sinne ansprechend.“

Der große Maschinen-Fuhrpark von bontempo kommt intensiv zum Einsatz: Aus einer High-Tech-CNC-Fräse schält sich die vertraute Silhouette einer echten Guido-Schröter-Nase.
Anderswo entstehen an großen Bildschirmen Wände füllende Designs mit Schlammschlachten und Fußballwundern, Infografiken, Plänen gebauter und nicht gebauter Millerntore und 3D-Ansichten.

Riesige Flachbettdrucker und Plotter bedrucken hunderte von Metern an Folie, Plane, Kunststoff und Metallplatten – und wer lange genug zuschaut, sieht auch die Schröter-Figur wieder, diesmal zwei Herstellungsschritte weiter. Wer wissen will, wo sie zum Einsatz kommt? Einfach die Ausstellung besuchen!
