FCSP-Zeitmaschine: Ernst Schacht wird Vereinspräsident

Gute Zeiten, Ernste Zeiten: Am 16. März 1970 übernahm Ernst Schacht, damals 37 Jahre alt, das Amt des Vereinspräsidenten am Millerntor. Der „Schleswig-Holsteiner Jung’“ aus Bargteheide verstand sich selbst als „Kumpeltyp“ und „Präsident des Volkes“. Nach großen Siegen oder frustrierenden Niederlagen bediente er schon einmal selbst den Zapfhahn im Clubheim.
Als der FC St. Pauli Mitte der 1970er-Jahre in finanzielle Schieflage geriet, investierten Schacht und sein Stellvertreter Velbinger größere Summen aus ihrem privaten Vermögen in den Verein und sorgten dafür, dass der FCSP sportlich auf Kurs bleiben und 1977 sogar in die 1. Bundesliga aufsteigen konnte. Leider war der Erfolg nicht von Dauer.
Der Abstieg aus der Beletage markierte nur kurze Zeit später das Ende der Ära Schacht. Finanzielle Streitigkeiten und gerichtliche Auseinandersetzungen führten im Juli 1978 zum Rücktritt Velbingers. 1979 folgte der Lizenzentzug samt Zwangsabstieg in die Amateur-Oberliga Nord. Zu diesem Zeitpunkt hatte der FC St. Pauli fast drei Millionen DM Schulden. Ein sogenannter „Initiativausschuss“ erzwang im August 1979 schließlich eine außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der Schacht abgewählt werden sollte. Dieser Schmach kam „Don Ernesto“ zuvor, indem er selbst zurücktrat.
Trotz des unrühmlichen Endes seiner Präsidentschaft ist Ernst Schacht dem FCSP Zeit seines Lebens treu geblieben. Vor seinem plötzlichen Tod im Februar 2011 war er regelmäßig zu Gast am Millerntor und bei den jährlichen Treffen der 77er-Aufstiegsmannschaft fast immer dabei.
Foto: Witters