Fast unvergessen: Jacques Goumai

Der ehemalige FC St. Pauli Profi Jacques Goumai

Wir haben Jacques Goumai endlich freibekommen“ jubelte Helmut Schulte im Juli ’97, und legte im Abendblatt nach: „Dies ist das Ende einer menschlichen Tragödie“. Nach über einem Jahr Berufsverbot durfte der aus Homburg transferierte Goumai endlich am Millerntor gegen den Ball treten. Das Gezerre um den 23-jährigen Stürmer aus Togo, den Udo Geitlinger, Vorsitzender des FC 08 Homburg „das größte Talent Deutschlands“ nannte, nahm tatsächlich epische Ausmaße an. Doch alles der Reihe nach.

Nachdem Goumai in der Saison 95/96 für den FC Homburg mit 17 Toren in der Regionalliga West-Südwest für Furore sorgte, erkundigte sich der FC St. Pauli nach dem jungen Stürmer mit auslaufendem Vertrag – ein scheinbar guter Deal. Goumai sah seine Chance auf Bundesliga-Fußball und unterschrieb einen Arbeitsvertrag zur Saison 96/97. Manager Helmut Schulte bereitete den vermeintlich ablösefreien Wechsel vor. Nachdem Jacques Goumai seinem Arbeitgeber, dem FC Homburg, mit seinen Wechselabsichten konfrontierte, nahm die Geschichte Fahrt auf: Der Verein aus dem Saarland legte Protest gegen den Wechsel ein und berief sich auf eine einseitige Option, den Vertrag von Goumai um 2 Jahre verlängern zu könne und rief eine Ablösesumme von 2,5 Millionen D-Mark aus. Vizepräsident Christian Hinzpeter kommentierte dies mit einem knappen “Niemals“. Goumai bestritt, jemals die Option auf Verlängerung unterschrieben zu haben.

Goumai trat folgerichtig in den Streik und wollte einen vorzeitigen Wechsel zum FC St. Pauli im Sommer 1996 erzwingen. Dies veranlasste den FC Homburg dazu, den Spieler und den FCSP auf Schadensersatz zu verklagen. Man warf den Verantwortlichen vor, Goumai zum Streik angestiftet zu haben. Helmut Schulte dazu im Abendblatt: „Wir haben mit dieser ganzen Sache nichts zu tun“.

Der ganze Fall landete vorm Arbeitsgericht und Jacques Goumai musste für sein unentschuldigtes Fehlen im Training eine Geldstrafe von 2.000 D-Mark an seinen Arbeitgeber zahlen. Jacques Goumai nahm zwar im Sommer 1996 am FCSP-Trainingslager in Travemünde teil, doch durfte er für die Dauer des Prozesses weder in einem Test- noch Pflichtspiel für Braun-Weiß auflaufen.

Im Juli 1997 dann die Entscheidung: Goumai bekam Recht und durfte offiziell nach Hamburg wechseln. „Er hat geweint als endlich die Spielberechtigung kam“, gab Trainer Eckhard Krautzun zu Protokoll. Der FC St. Pauli musste allerdings eine Entschädigungszahlung von schätzungsweise 600.000 D-Mark an Homburg überweisen. Doch es war nur ein vermeintliches Happy End: Nach 3 Spielen ohne Torbeteiligung wurde der Stürmer im Winter 1997 von Gerhard Kleppinger mit den Worten „Wenn ein Spieler nicht das tut, was ich will, kriegt er Stress mit mir“ aussortiert und zum FSV Mainz 05 transferiert.

Jacques Goumai bleibt als einer der spektakulärsten Transfers der Vereinsgeschichte natürlich fast unvergessen!

Foto: Thorsten Baering | Sammlung 1910 e. V.