Fast Unvergessen: Heino Hansen

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Der Sommer 1974 stand beim FC St. Pauli ganz im Zeichen des Umbruchs. Der Trainer-Rückkehrer Kurt “Jockel” Krause krempelte den Kader der Braun-Weißen komplett um. Man wollte mit einer möglichst schlagkräftigen Truppe in die neu gegründete 2. Bundesliga Nord starten. Talentierten Spielern wie dem technisch versierten Libero Horst Wohlers oder dem jungen Nachwuchstürmer Sonny Wenzel sollten erfahrene Spieler an die Seite gestellt werden, um den Traum von der 1. Bundesliga Wirklichkeit werden zu lassen. Der Verein zahlte insgesamt über 450.000 Mark für Transfers. Unter den Neuen waren auch zwei Dänen: der Stürmer Johnny Petersen und sein Kumpel Heino Hansen.


Der Mittelfeldspieler Hansen wusste trotz seiner rustikalen Spielweise auch durch Tempo, Übersicht und Torgefahr zu gefallen. Als Hansen am Millerntor aufschlug, war er bereits ein kleiner Star – 17 Länderspiele für Dänemark und Teilnehmer der Olympischen Spiele 1972 in München. Die Hamburger Sportpresse war schon nach kurzer Zeit voll des Lobes: “Ein Lichtblick bei St. Pauli? Heino Hansen! Der kleine Däne rackerte im Mittelfeld so sehr, dass selbst seine Mitspieler mitunter staunten”. Der FC St. Pauli hatte einen nimmermüden Publikumsliebling, beliebt bei Fans und Mitspielern.

Am Ende der Saison 74/75 schrammte der FCSP trotz erfolgreichem Fußball nur knapp am Aufstieg in die 1. Bundesliga vorbei. Da der Verein tief in den roten Zahlen stand, mussten Leistungsträger wie Wenzel oder Wohlers verkauft werden – ganz zum Unmut des ehrgeizigen Heino Hansen. In der Folgesaison konnte das Niveau nicht gehalten werden, man landete auf einem schwachen 14. Platz, während sich um Hansen immer wieder Wechselgerüchte breit machten.

Im Sommer 1976 trennte sich Hansen im Streit vom Verein, da Vizepräsident Werner Velbinger dem Topspieler seiner Ansicht nach deutlich zu wenig Gehalt für eine Vertragsverlängerung bot. Der Verein suchte dringend einen Abnehmer, um wenigstens eine Ablösesumme zu generieren, Erstligisten aus Belgien und Spanien waren interessiert, doch Hansen ließ sich reamateurisieren und wechselte nach 79 Spielen in Braun-Weiß ablösefrei zurück in die Heimat Dänemark.
Hansen ging, der FC St. Pauli stieg auf. Der große Traum von der 1. Bundesliga fand ohne den Mittelfeldstar statt.

In Dänemark arbeitete Hansen als Heizungsmonteur, bis es ihn kurze Zeit später doch wieder nach Deutschland verschlug, um für Preußen Münster in der 2. Bundesliga-Nord zu spielen – “Geld war der einzige Grund”, so der ehrliche Hansen. Was viele nicht wussten: Hansens Knie war abgenutzt und durch seine intensive Spielweise stand er kurz vor der Sportinvalidität. Doch Hansen biss sich durch und blieb bis 1978 in Deutschland, 1980 errang er mit dem Næstved BK die dänische Vizemeisterschaft und beendete 1982 seine Karriere. Heino Hansen bleibt als Publikumsliebling und Pionier der ersten Braun-Weißen Mannschaft in der 2. Bundesliga natürlich #FastUnvergessen!

Fotos: Witters