Gedenken an die Novemberpogrome in Hamburg
Am 9. November 1938 begannen die Novemberpogrome in Deutschland und Österreich. Mehr als 1400 Synagogen und jüdische Einrichtungen sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Mehrere Tausend Juden und Jüdinnen wurden ermordet oder verhaftet. In Hamburg, wo die meisten Übergriffe am Nachmittag und Abend des 10. November stattfanden, verhaftete die Gestapo mindestens 879 Juden und Jüdinnen.
Die Gewalt machte auch vor Schulen, Kinder- und Altenheimen nicht halt. Unsere Fotos zeigen die ehemalige Israelitische Töchterschule in der Karolinenstraße, deren Scheiben am 10. November 1938 während des Unterrichts mit Steinen eingeworfen wurden.
13 Schülerinnen der Israelitischen Töchterschule wurden am 15. und 19. Juli 1942 über die damalige Volksschule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert – unter ihnen auch die 7-jährige Ruth Meyer. 1944 wurde sie, genau wie ihre Eltern Gerda Meyer und Julius Noah Meyer, die als Hausmeisterpaar in der Israelitischen Töchterschule lebten und arbeiteten, in Auschwitz ermordet. Von den 13 deportierten Schülerinnen überlebten nur 4 den Holocaust. An das Schicksal der Familie Meyer erinnern heute drei Stolpersteine in der Karolinenstraße 35.
Die Israeltische Töchterschule, die genau wie alle anderen jüdischen Schulen 1942 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, ist seit 1988 eine Gedenk- und Bildungsstätte unter der Trägerschaft der Hamburger Volkshochschule. 1998 wurde sie nach dem letzten Schulleiter in „Dr. Alberto Jonas-Haus“ umbenannt. Sein Stolperstein findet sich am Grindelhof 30. Dr. Alberto Jonas wurde 1942 in Theresienstadt ermordet.
Allein im Stadtteil St. Pauli erinnern mehr als 500 Stolpersteine an Menschen, die dem NS-Regime zum Opfer fielen. Ihre Geschichten findet ihr auf: stolpersteine-hamburg.de.
Fotos: 1910 e.V.