Zum 55. Todestag von Martin Abraham Stock

 

Martin Abraham Stock wurde in eine jüdische Familie in Hamburg geboren. 1908 machte er seinen Schulabschluss an der Oberrealschule vor dem Holstentor (wie 1916 auch Max Kulik) und trat als 16-Jähriger der Altonaer Spielvereinigung bei, spielte zunächst Schlagball, später auch Fußball. Nach dem 1. Weltkrieg, den er als Soldat erlebte, gehörte Stock auch zum Vorstand des Vereins und begann zudem eine erfolgreiche Karriere als Schiedsrichter. Auch im Norddeutschen Fußballverband war er als Funktionär tätig.

Martin Abraham Stock
Geboren: 20. August 1892 in Hamburg – Gestorben: 21. September 1970 in Hamburg

Passfoto von Martin Abraham Stock ca. 1950 (Quelle: Ancestry)

Martin Abraham Stock wurde in eine jüdische Familie in Hamburg geboren. 1908 machte er seinen Schulabschluss an der Oberrealschule vor dem Holstentor (wie 1916 auch Max Kulik) und trat als 16-Jähriger der Altonaer Spielvereinigung bei, spielte zunächst Schlagball, später auch Fußball. Nach dem 1. Weltkrieg, den er als Soldat erlebte, gehörte Stock auch zum Vorstand des Vereins und begann zudem eine erfolgreiche Karriere als Schiedsrichter. Auch im Norddeutschen Fußballverband war er als Funktionär tätig.

Nach der Machtübergabe an die NSDAP wurde Martin Abraham Stock aus dem NFV ausgeschlossen, als Schiedsrichter konnte er ebenfalls nicht weiter tätig sein. Auch wenn er bis 1940 als einfaches Mitglied weiterhin der Altonaer Spielvereinigung angehörte, wendete er sich als aktiver Sportler, Schiedsrichter und Funktionär ab 1934 der jüdischen Sportgruppe Schild zu, wo er unter anderem mit Max Kulik und Selig Cahn auf dem Platz stand.

1936 wurde Stock kurzzeitig verhaftet, verblieb aber auch nach seiner Entlassung weiterhin in Hamburg. 1941 wurde er ins Ghetto Minsk deportiert. In den folgenden Jahren durchlebte Stock verschiedene Zwangsarbeits- und Konzentrationslager, bis er am 15. April 1945 in Bergen-Belsen befreit wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Hamburg engagierte sich Martin Abraham Stock erneut im Fußball. Im November 1945 wurde er zum 2. Vorsitzenden seiner Altonaer Spielvereinigung gewählt. Im neu gegründeten Hamburger Fußballverband war Stock ab 1947 Spielausschussobmann, im Mai 1950 wurde er sogar Leiter des Spielausschusses des Deutschen Fußballbundes und damit auch DFB-Vorstandsmitglied, als einer von sehr wenigen Juden im Laufe der Verbandsgeschichte. Im Verband arbeitete er zwangsläufig mit Menschen zusammen, die auch in der NS-Zeit Ämter bekleideten und teilweise auch Parteimitglieder waren.

Im Herbst 1950 wanderte Stock nach Brasilien aus, kam dort aber letztlich nicht zurecht und kehrte 1957 wieder nach Hamburg zurück. Für den Hamburger Fußball-Verband war er als Schiedsrichterobmann aktiv.

Abgesehen davon, dass Stock im Laufe seiner Karriere einige Spiele des FC St. Pauli gepfiffen hat, war er dem Verein auch darüber hinaus verbunden. Er wurde am 22. Oktober 1967 mit der Mitgliedsnummer 3435 registriert.

Am 21. September 1970 verstarb Martin Abraham Stock überraschend auf dem Nachhauseweg von einer Feier der Altonaer Spielvereinigung. In der Vereinszeitung des FC St. Pauli erschien ein Nachruf, allerdings mit falschen Angaben zu seiner Zeit während des Krieges.

Dezember 1925, Cover der Sportzeitung "Turnen, Spiel und Sport". Martin Abraham Stock als Schiedsrichter der Partie Altona 93 gegen den Hamburger SV. Neben ihm die beiden Kapitäne Adolf Jäger (l.) und Otto "Tull" Harder.(Archiv FC St. Pauli-Museum/Turnen, Spiel und Sport)
Dezember 1925, Cover der Sportzeitung „Turnen, Spiel und Sport“. Martin Abraham Stock als Schiedsrichter der Partie Altona 93 gegen den Hamburger SV. Neben ihm die beiden Kapitäne Adolf Jäger (l.) und Otto „Tull“ Harder.
(Archiv FC St. Pauli-Museum/Turnen, Spiel und Sport)
19. Juni 1949: Nach dem Endrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Kaiserslautern in Düsseldorf trifft Martin Abraham Stock (2.v.r.) mit der Delegation des FCSP zusammen, 2.v.l. Präsident Wilhelm Koch, rechts neben ihm Spieler Walter Dzur.(Archiv FC St. Pauli-Museum/Nachlass Harald Stender)
19. Juni 1949: Nach dem Endrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Kaiserslautern in Düsseldorf trifft Martin Abraham Stock (2.v.r.) mit der Delegation des FCSP zusammen, 2.v.l. Präsident Wilhelm Koch, rechts neben ihm Spieler Walter Dzur.
(Archiv FC St. Pauli-Museum/Nachlass Harald Stender)
Funktionärsausweis des DFB für Martin Abraham Stock 1950.(Staatsarchiv Hamburg)
Funktionärsausweis des DFB für Martin Abraham Stock 1950.
(Staatsarchiv Hamburg)
Cover der Biografie von Arthur Heinrich aus dem Jahr 2014.(Archiv FC St. Pauli-Museum/Verlag Die Werkstatt)
Cover der Biografie von Arthur Heinrich aus dem Jahr 2014.
(Archiv FC St. Pauli-Museum/Verlag Die Werkstatt)